Die Psychologin Nicola Bock, Leiterin der Psychologischen Beratungsstelle der Diakonie Regensburg, und der für die Außenstelle Wörth zuständige Sozialpädagoge Andreas Hölzle warfen sich bei dem mehr als interessanten, aber leider nur schwach besuchten Vortrag am Montagabend in der Aula der Grundschule Pfatter die Bälle zu. Kurzweilig, ehrlich und manchmal auch mit einem Augenzwinkern vermittelten sie ein schwieriges und brisantes Thema: „Stress bei Kindern und Eltern“.
Die von der Referentin eingangs gestellter Frage, ob stressfreie Erziehung gelingen könne, beantwortete sie selbst mit einem klaren „Nein“. Es sei für Eltern oder Alleinerziehende fast unmöglich, die Kindererziehung problemlos zu meistern, schon ein afrikanisches Sprichwort besage „Um ein Kind zu erziehen, braucht´s ein ganzes Dorf“. Kinder, Haushalt und Beruf – das könne man nicht stressfrei schaffen. Eltern könnten nicht immer alles Recht machen, sie dürften auch mal an sich denken oder sich Hilfe holen, bevor das berühmte Fass zum Überlaufen komme, so Andreas Hölzle. Wer kenne nicht Situationen aus dem Alltag wie Geschwisterstreit, Probleme mit dem Hausaufgabenmachen, Wutanfälle und Quengeleien an der Supermarktkasse, beim Zubettgehen oder Anziehen? Doch Enttäuschungen, Aggression und Wut seien an sich gute Gefühle, das Kind müsse lernen, mit Frustration umzugehen, Rücksicht zu nehmen, Respekt zu entwickeln, erklärte Bock. Ein weiterer innerer Stressverstärker wäre Perfektionismus der Eltern. Der führe nicht nur zur Überforderung des Kindes, sondern auch oft zu Selbstzweifeln bei den Eltern. „Kinder brauchen keine perfekten Eltern, sondern hinreichend gute, sie brauchen Grenzen und Regeln in einer wohlwollenden, liebevollen Umgebung.“ Dabei sei jedoch das Alter des Kindes zu beachten, für ein Vierjähriges müsse es andere Regeln geben als für ein Achtjähriges. Zu viele Freizeitaktivitäten, Zeitdruck und hohe Ansprüche der Eltern könnten für ein Kind ebenfalls Stress bedeuten. „Nehmen sie die Gefühle ihrer Kinder ernst, lassen sie sich ohne Ablenkung von ihnen erzählen, und gönnen sie ihnen auch mal Langeweile und Rückzugsorte, schaffen sie Klarheit und Ordnung durch Rituale“ so der Rat der Psychologin.
Im letzten Teil des Vortrages stellten die Referenten die Frage: „Was brauchen Kinder allgemein?“ Das Wichtigste sei Liebe, Geborgenheit und Bindung, aber keine Überbehütung. Zuhören, Interesse zeigen, dem Kind etwas zutrauen würden von Achtung und Respekt zeugen, was auch Kooperationsbereitschaft erfordere durch Besprechen von Dingen, Suche nach Lösungen oder der Erlaubnis gewisser Entscheidungen seitens des Kindes. Struktur und Verbindlichkeit wäre ebenso wichtig wie allseitige Förderung. „Wecken sie in ihrem Kind die Neugierde auf vieles, ohne es zu überfordern.“ Rektorin Lydia Bauer bedankte sich mit einem kleinen Präsent bei den beiden Referenten für den überaus informativen Vortrag.